Geschichte der Schiffer-Gilde e.V.

1976 konnte man in der Zeitschrift Yacht folgende Überschrift lesen: „Segelunterricht für Blinde: Augustus machte den Anfang“. In dem Artikel wird beschrieben, dass Prosper du Bois-Reymond nach dem Vorbild in England, bei welchem Blinden das Segeln beigebracht wurde, das gleiche auf dem Bodensee einrichten wollte. Trotz mehreren Aufrufen an Blinde, Segellehrer, Bootsbesitzer und Sponsoren meldeten sich genau ein Blinder, ein Bootseigner und zwei Segellehrer. Der Artikel berichtet über die Segeltage auf der Germania III und die Erfahrungen, die der erblindete August Rüggeberg, aber vor allem die Segellehrer machten.

Im Jahr darauf erhöhte sich die Teilnehmerzahl bereits  auf 14 blinde und sehbehinderte Menschen und acht normalsichtige Erwachsene. Die Suche nach einem Club, der für die Segelwoche eine feste Anlaufstelle bot gestaltete sich als äußerst schwierig, konnte aber durch die Aufgeschlossenheit und das Entgegenkommen der Stadt Bregenz gelöst werden.

So bildeten letztlich das Entgegenkommen der Stadt Bregenz, die 1978 weiter angestiegene Teilnehmerzahl sowie das Engagement und der Mut der Vereinsgründer das Fundament der Schiffer-Gilde. Am 23.02.1979 wurde das Vereinsregister in München um folgenden Eintrag erweitert: „Schiffer-Gilde e. V. – für die Förderung des Segelsports und anderer Unternehmungen zur Integration von Behinderten und Nichtbehinderten“.

Historisches Bild aus der Anfangszeit, Jolle beim Manövrieren im Hafen

1981 wurde aus dieser einen Segelwoche vier 14- tägige Freizeiten. Zum ersten Mal waren auch Leute mit anderen Behinderungen dabei. Dazu kam auch eine Gruppe aus der Landesklinik Weissenau mit psychisch auffälligen Jugendlichen. Ebenfalls neu war in diesem Jahr die Anschaffung eigener Boote: Ein Jugendwanderkutter, ein kleines Kielschiff (Wibo) und vier Jollen (Laser und Banditjollen). Das Jahr 1981 fand seinen krönenden Abschluss in der Olympiade für Behinderte, bei der 14 Boote des Typs Varianta am Start waren, was bis dahin als einmalig in Europa galt.
Nach den völlig neuen Erfahrungen und vielen organisatorischen Schwierigkeiten wurde unter der Leitung von Dr. Reinhard Auel für 1982 ein neues Konzept entworfen: Sechs 14-tägige Freizeiten, Bootsführertreffen, Schlechtwetterprogramm, Alternativen zum fehlenden Aufenthaltsraum, Teilnehmeranzahl...
Der Ende der 80er Jahre abgebrannte Kutter konnte mit Hilfe einer beispiellosen Spendenaktion ersetzt werden. In der weiteren Entwicklung folgten Törns im Mittelmeer, auf der Ostsee sowie in Berlin und Polen.

Nach dem Tod von Dr. Reinhard Auel 1998 führte Otto Schultheis den Verein in diesem Sinne weiter. In unermüdlichem Einsatz leitet er die Freizeiten und organisiert das Winterlager der Boote. Die Anschaffung eines zweiten Kutters hat die Flexibilität in den Freizeiten deutlich erhöht. So ist die Schiffer-Gilde e.V. heute mit den beiden Kuttern: „Courage“ und „Zuversicht“ und den anderen Booten ein fester Bestandteil des östlichen Bodensees geworden, wo Inklusion wirklich gelebt wird.

Die Arbeit der Schiffer-Gilde ist nur möglich durch ehrenamtliche Mitarbeiter und finanziert sich aus Beiträgen und Spenden. Jeder, der die Ziele und Ideen der Schiffer-Gilde unterstützen möchte, kann gerne Mitglied werden oder unsere Arbeit mit einer Spende fördern (Spendenbescheinigung wird zugeschickt).